Ukraine: Ein Staat als strategische Lenkwaffe!

5. Februar 2015



War noch jüngst an dem einen Tag von Waffenlieferungen Amerikas an die Kiewer Regierung die Rede, so wurde schon einen Tag später zurückgerudert. Man sei noch in Überlegungen. Es gäbe noch keine Einigkeit in der Frage. Aber die Option sei und bleibe auf dem Tisch.


Von Wilfried Michalski

Besonders interessant war wieder einmal zu lesen, zu welch abenteuerlichen Schlussfolgerungen man in manchen Redaktionen – auch unter Einschaltung mancher "Experten" – fähig ist, wenn dem Aberwitz das Gewand strategischer Logik umgehängt wird. So wurde denn unter anderem der geneigte Leser davon in Kenntnis gesetzt, dass es manchmal unumgänglich sei 'Waffen einzusetzen um den Einsatz von Waffen zu verhindern' (nur als signifikantes Beispiel genannt). Auch hier darf man sehr begründet vermuten, dass solche Wechselbäder von einmal "Waffen liefern" und "es sei nur eine Überlegung" und „Option auf dem Tisch“ nicht von ungefähr kommen und einer tieferen Absicht entsprechen. Die Absicht kann klar benannt werden: Destabilisierung durch gelenkte Unsicherheit!

Das Hüh und Hott, Ja und Nein, Rauf und Runter, sollte als zentraler und gezielter Part der gesamten Strategie im Ukraine-Konflikt erfasst werden! Die Unsicherheit ist eben nicht ein bedauernswerter Teil von sogenannt schlechtem politischem Handwerk, sondern die eigentliche und innerste Absicht in der bündnispartnerschaftlichen Setzung der Ukraine! Ob alle in der EU und im Bündnis wissen, worum es in der Tiefe der Sache eigentlich geht, sei dahingestellt. Wenn sie es nicht wissen, dann sind sie umso willfährigere Puppen in den Händen derer, die eben Strategien über Jahrzehnte anzulegen und ihre Durchführung abzusichern wissen. Stichwort: 'The Grand Chessboard'.
Daher ist im Ukraine-Konflikt nicht damit zu rechnen, dass er bald beendet werden kann. Denn dann hätte er seine innere strategische Funktion verfehlt. Darauf ist der Konflikt nicht angelegt. Auch nicht darauf, was man den Menschen in der Ukraine erzählt hat und noch erzählt von Freiheit und Wohlstand (Und damit manchen in die 'pro-westlichen' Konzeptionen hereingezogen haben dürfte, der schlicht und einfach der Sehnsucht nach Freiheit, ohne Oligarchen-Staat, folgen wollte).

Diese Sehnsüchte und Freiheitshoffnungen waren mit Sicherheit die ursprünglichen Wurzeln der 'Volkserhebungen' in der Ukraine! Wer nur in den Jahren von ca. 1990-2010 gesehen hat, was in der Ukraine an Hoffnung, Gestaltungsimpulsen und letztendlich Seelenkraft gelebt hat, der kann sich nur wundern, in welcher Form diese Erhebungs-Energie abgefangen, eingetütet und umgebogen wurde.
Ziemlich schnell kam alles an Sehnsucht und Freiheitsdrang ins strategische Fahrwasser der ökonomischen Neuordnung durch den Westen. Natürlich, den eigentlichen Interessen entsprechend, mit Einbindung in das westliche Verteidigungsbündnis. Und das, obwohl man seit Jahren wusste, dass einer solchen West-Eingliederung der Ukraine ein eindeutig definiertes und unüberhörbares "Nein" Russlands gegenüberstand.
Was hat also den Westen, hier namentlich die USA, dazu gebracht, die Ukraine durch Überhören des russischen Vetos in eine Ja-oder-Nein-Position gegenüber der EU zu bringen? Entweder Beziehungen zur EU oder (!) Beziehungen zu Russland? Warum war die Option Westen immer mit dem Junktim der Trennung von Russland verbunden (obendrein noch mit der Freilassung von Julia Timoschenko)? Wusste man nicht, was das letztendlich für Folgen haben muss? Wusste man nicht in welche Zerreißprobe man die Ukraine damit bringt? Doch! Das wusste man! Jedenfalls dort, wo man nicht so agiert wie durch einen Präsidenten-Darsteller (installiert über reichlich 'American-Electainment') öffentlich inszeniert wird.
Nein, man wusste entweder exakt und genau, dass diese Zerreißprobe die Ukraine tatsächlich zerreißen wird – oder man ist so dumm, dass man bei einer Assoziation mit 'Bohnenstroh' Gefahr läuft, wegen Beleidigung 'veganer Produkte' vor dem Kadi zu landen! Für so dumm sind jedenfalls die amerikanischen Eroberungs-und Unterwerfungs-Think-Tanks und ihre Statthalter in der Politik nicht zu halten. Auch nicht für so dumm, dass sie nicht von vorne herein wussten, oder zumindest sehr damit rechnen mussten, dass die Krim nicht glatt laufen wird. Wenn sie die Krim über die Ukraine noch unter ihren Einflussbereich kriegen sollten – gut. Wenn nicht – auch gut, da sie als langfristiger Zankapfel und Konfliktherd bestens geeignet ist.
Das ganze Ukraine-Desaster ist im inneren Kern funktional-destabilisierend angelegt: Zum Einen wird ein stets handhabbarer Konflikt an die Westgrenze Russlands gelegt und zum Anderen der Konkurrent (insbesondere: Währungskonkurrent) EU in das kapitalverzehrende Krisenmanagement eingebunden und so im Weltmarkt ausgebootet.
Zusammenfassend muss man leider zu dem Schluss kommen, dass ein Frieden in der Ukraine und eine Besserung der Verhältnisse nur zustande kommen kann, wenn sich die Menschen dort gemeinsam in die Erkenntnis setzen, von wem und aus welchen strategischen Zielen sie gesetzt sind und bewegt werden! Einige der 'Beweger' stehen, wie man aktuell an den Entwicklungen ablesen kann, bereits auf der Liste der 'strategisch Entbehrlichen'. Ein Schicksal vor dem offensichtlich sogar die mächtigsten Oligarchen nicht sicher sind. Denn auf dem 'Chessboard' das da auf dem Tisch liegt, ist auch der mächtigste Oligarch der Ukraine nur ein 'Bauer'!
Die Menschen in der Ukraine sind daher zu einer sehr schwierigen Aufgabe aufgerufen: Der Selbstfindung ihrer geografischen Lage entsprechend: Zwischen den Blöcken! Und wenn alle ihre alten Schlacht-Linien verlassen, sogar zukunftsweisend über die Blöcke und Interessengebiete hinaus!
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