Point of no return: Soll ein Krieg in Europa ‘eingehebelt’ werden?

Wenn es Knotenpunkte in der Weltgeschichte gibt, sogenannte "points of no return", an denen gravierende Entscheidungen und Richtungsfindungen sozusagen auf der Matte stehen, dann ist wohl kaum zu bestreiten, dass wir dieser Tage in einem solchen Knotenpunkt leben.
Von Wilfried Michalski

War es immer schon im geschichtlichen Verlauf von Wichtigkeit, ob es Menschen gab, die den Zeitereignissen mit einem gerüttelten Maß an Wachheit entgegentreten und gegebenenfalls noch lenkend eingreifen konnten, so dürfte es derzeit im Spannungsfeld von internationaler Kriegswirtschaft, Macht- und Interessenkonglomerate, politischer Gefolgschaft sowie medialer Assistenz sehr entscheidend darauf ankommen, welcher Grad an aktiver Wachheit in den Zivilgesellschaften vorhanden bzw. aufzubauen ist.
Unübersehbar ist, dass die Ereignisse im Zusammenhang zur Ukraine-Krise sich in Richtung eines großen Krieges entwickeln können und was in seiner Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen ist, von einigen Kräften gezielt dahin getrieben werden. Das muss in aller Schärfe erkannt werden. Auch, dass es im transatlantischen Interessen-Verbund (USA, Kanada und England) Kräfte gibt, die diesen Krieg wollen und die wohl nicht zurückschrecken werden, ihn durch gewisse Assistenz-Ereignisse gleichsam 'einzuhebeln'. Egal, wie viel von Frieden gesprochen und die eigene Lauterkeit von flaggengeschmückten Rednerpulten hochgehalten wird; der Krieg ist strategisch gesetzt und die auslösenden Ereignisse gewiss in der perspektivischen Pipeline.
Die Frage ist jedoch, ob die Strategie aufgeht. Das ist wohl noch nicht vollends ausgemacht. Nicht jeder, der einen Plan fasst, kommt auch mit ihm durch. So gibt es dieser Tage einige kleine Anzeichen, dass zumindest in Deutschland und Frankreich an einigen Stellen erkannt worden ist, dass die bisherige Konflikt anheizende Strategie gegen Russland durchaus sehr gefährdende Aspekte für die eigene Wohlfahrt in sich birgt. Da scheint einigen aufzugehen, dass der Unterschied darin besteht, dass die Kriegs-Nutznießer den Atlantik dazwischen haben und sich mit dieser Distanz und dem Kalkül der eigenen Unversehrtheit, der Krieg in Europa umso leichter forcieren lässt.
In offensichtlich dieser Erkenntnisfolge sind derzeit wenigstens zaghafte Pflänzchen einer eigenständigen europäischen Diplomatie erkennbar. Ob und wie diese Pflänzchen – in Deutschland sicherlich mit einigen amerikanischen Atombomben in der Eifel im Wahrnehmungsgeleit flankiert – zu beleben ist, sei dahingestellt. Einfacher wird eine eigenständig verfolgte Diplomatie und Handlungsdynamik gegenüber Russland, sofern überhaupt mit der dringend gebotenen Ernsthaftigkeit verfolgt, damit sicherlich nicht!
Umso schwerer fällt das ins Gewicht, was derzeit wieder aus den deutschen Gazetten und 'Leitmedien' an Nicht-Wollen, an Absage und ausgewiesener Niedertracht transportiert wird. Und das in einer Weise, als hätte man es mit Ereignis-Hyänen zu tun, die sofort und unbesehen alles anspringen, das nur irgendwie nach Blut riecht um blindwütigst alles zu zerfetzten, was ihnen nur vors reißende Maul kommt. Wie sonst wären die ganzen Artikel und Polit-Statements möglich, die den "Mord beim Kreml" (an Nemzow) umgehend mit der "Mitschuld Putins" zu garnieren wussten.
Was ist das also, das uns bedroht? Jenseits von Panzern, Lenkwaffen und Mehrfachsprengköpfen? Wortreicher Tiefschlaf? Kann das die Todesursache einer ganzen Gesellschaft werden: Tiefschlaf? Gibt es auch den aufgeregten oder gar den gehetzten Tiefschlaf? Sind wir nicht ständig unterwegs? Ständig beschäftigt? Sehen wir viel – nur das Entscheidende nicht? Wie ist das mit dem Gros der Menschen in Europa? Ist die oft zitierte "überwältigende Mehrheit" nicht eher die "überwältigte Mehrheit"?
Was heißt das in diesen Zeiten, da ein Flugzeug mit nahezu 300 Menschen abgeschossen wurde und sogleich feststand wer dafür verantwortlich zu machen sei. Wenn dann in Großauflage Titel durch die Welt geistern vom "Paria Putin" und "Stoppt Putin Jetzt". Wenn Titelbilder den bekannten 'Separatisten mit dem Teddy' zeigen und das Wesentliche, nämlich die tiefe menschliche Betroffenheit und Anteilnahme dieses "mörderischen Separatisten, der die Opfer verhöhnt", nicht zeigen!? Was ist da erwartbar, wenn mit 300 Opfern und einer funktionierenden Presse eine Stimmung in Deutschland (und Europa) zu erzeugen ist, dass man fast erwartet, dass die Verkehrsmeldungen vor Staus auf den Autobahnen nach Osten warnt, weil, angeführt von der Redaktions-Armee-Fraktion, alle gegen Russland und "mörderische Separatisten" unterwegs sind?!
Was ist da an Emotionen zu mobilisieren, was lässt sich wie an Kriegs-Einsatzbereitschaft herbeiführen, wenn nicht 300 Opfer, sondern 3000 (oder mehr) bei Russland und "Putin" in die strategische Verortung gebracht werden können? Was ist in Europa die Folge eines richtig großen Anschlags? Mit Tausend oder mehr Toten? Wie schnell steht dann "unzweifelhaft" der Täter fest? Der "Gesetzlose im Kreml", der "Russland und die Welt" ins Verderben stürzen will? Gilt auch dann noch das Wort von Kanzlerin Merkel, "dass der Ukraine-Konflikt militärisch nicht zu lösen ist"? Gilt das dann noch? Oder wie schnell sind die Spalten der Artikel und Kommentare dann voll, dass nun doch über "militärische Konsequenzen" nachzudenken sei?
Bei wie vielen Toten kommt also nach dem Titel "Stoppt Putin Jetzt!" der Marschbefehl? Bei wie vielen Toten ist damit zu rechnen, dass die Stimmung in Deutschland kippt und sich die Kriegsmüdigkeit aufheben lässt? Wie stabil sitzt dann die Besonnenheit im Sattel?
Daher muss, allein aus Gründen der Erfassung aller möglichen Ereignis-Varianten, die Frage gestellt werden: Ob 'False-Flag-Aktionen' auszuschließen sind? Wenn die Zeitereignisse, insbesondere der letzten einhundert Jahre, dafür sprechen, dass False-Flag-Aktionen eingesetzt werden, um die Kriege 'ausbrechen' zu lassen, dann sollte das auch in unseren Tagen als Möglichkeit erfasst und von der notwendigen Aufmerksamkeit begleitet werden. Vielleicht könnte es dann sogar die spürbar verstärkte Wachheit (vor allem in den sozialen Netzwerken) sein, die eine Massen-Lenkung unter False-Flag schon im Versuch vereitelt. Wer weiß. (Aber gehofft darf ja noch werden)

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