Fukushima, die Atombombe und die umkämpfte Zukunft

11.März 
Eine grundlegende Frage in der Atomtechnik könnte auch vier Jahre nach Fukushima eine ganz einfache sein. Eine Frage zu deren Beantwortung man kein Experte und auch kein Atomphysiker sein muss. Nämlich die Frage, mit welcher Geste zeigt sich eine Energienutzung gegenüber dem Menschen? Wie tritt sie ihm entgegen? Bei der Atomenergie ist das kurz und knapp zu erfassen: Gewaltige Energie aus extrem wenig Materie …und dahinter der Tod!

Von Wilfried Michalski
Der sogleich hinter dem materiellen Erfolg stehende Tod ist nicht zu übersehen, denn dem Prozess der atomtechnischen Energieausbeute kann sich das irdische Leben in Gestalt des Menschen nur in einem absolut dichten Schutzanzug nähern. Eine Kontaminierung, gegebenenfalls auch mit kleinsten Dosen, führt zu Krankheiten verschiedenen Ausmaßes und in vielen Fällen auch zum Tode. Darüber hinaus wird noch das Erbgut so geschädigt, dass Missbildungen in nachfolgenden Generationen die Folge sein können.
Das weiß man heute. Oder könnte es wissen. Jeder Mensch auf dieser Erde in dieser Zeit. Und jeder Mensch könnte sich fragen, ob man etwas elementar wichtiges vom Leben nicht verstanden hat, wenn man, nach zweifelslos vorliegenden Erfahrungen mit diesen schädigenden Dimensionen der Atomenergie, nämlich über die eigene Lebensspanne hinaus, an dieser Form der Energiewandlung festhält. Kurzum: Ist die Atomenergie ein Beweis, dass man schlichtweg "zu doof zu leben" ist?
Die Frage ist ernsthafter als es auf den ersten Blick erscheinen mag, denn sie impliziert, dass – zumal vor dem Hintergrund eines sogenannten atomaren Schlagabtausches – der Massen-Tod ein Ergebnis kollektiven Denk-Ungenügens zu werden droht. Die Erde ist in ihren materiellen Potentialitäten wesentlich kräftiger und gewaltiger als das noch bis vor circa einhundert Jahren Stand der Wissenschaft und Stand der Dinge war. Seit der ersten Atombombe sind diese Kräfte und Gewalten in der Materie auch in ihrer gewalttätig-mörderischen Dimension in der Menschheit bekannt.
Dieser Bekanntschaft hat man dann, nach den Todesfratzen von Hiroshimá und Nagasaki, durch die sogenannt "friedliche Nutzung der Atomenergie" ein Gewand allgemeinen Heils für die Menschheit umgehängt und sich daran gemacht, die Welt durch 'sichere, saubere und billige' Energie zu beglücken. Man sollte nach Fukushima meinen, dass sich diese Glücks-Attribute, die schon mit Tschernobyl kräftig ins Wanken gekommen waren, nun endgültig und vollends in Luft aufgelöst haben. Aber dem ist offensichtlich nicht so.
Jenseits des deutschen Atomausstiegs (und manchmal sogar trotzdem in Deutschland) wird mit allen Tricks und Mitteln versucht, die Atomenergie weiterhin zu erhalten und auszubauen. Selbst wenn die Erfahrung der wenigen Jahrzehnte internationaler atomarer Praxis zeigen, dass man morgen mit den Sprengköpfen derer zu rechnen hat, denen man gestern ein Kraftwerk verkauft hat, so scheint das das einträglich tödliche Geschäft nicht zu stören. Durchaus vor dem Hintergrund, dass man dann an der Abwehr von "drohendem Nuklear-Terror" über eine weitere Firma im selben Industrie-Konglomerat nochmal verdienen kann. Die Übergänge von ziviler und militärischer Nutzung dürfen also als sehr fließend und  bestens vernetzt betrachtet werden.
Die Frage könnte nun sein, da sich das Unglück von Fukushima jährt, die Kriegsgefahr in vielen Regionen der Welt steigt und sogar das friedensgewohnte Europa sich in eine Eskalation mit realer Kriegsgefahr begibt (bzw. begeben lässt), ob wir vielleicht nur noch eine von Tag zu Tag sich verkleinernde Chance haben, das zu entdecken, was die eigentliche Frage an unser aller Leben ist und die hinter dem Tod und drohendem Verhängnis verborgen liegt?!? Eine Lebensgeste, die gewissermaßen auf der anderen Seite der atomaren Materie-Kräfte ablesbar ist. Die auch etwas ausdrückt. Die auch dem Menschen gegenüber ein Signal und (wichtig!) eine technische Dimension hat. Eine solche Geste kann unter dem Zentralbegriff "Erneuerbare Energien" zusammengefasst werden und steht als sofort ergreifbare und enorm forcierbare Lösung weltweit und praktisch auf dem Absatz zur Verfügung.
Wenn wir technologische Schlüssel brauchen um eine Zukunft jenseits von Atomenergie und Rohstoffkriegen (die derzeit wieder einmal der letzte reale Grund für die Kriege und 'Farbenrevolutionen' sind) zu erschließen, dann müssten wir im Prinzip nur 'Energie-Ernter' aufstellen! Wir sind so von Energie – inbesondere der solaren – umströmt, dass die Atomenergie technisch in keinster Weise zu rechtferigen ist. Alle Energieprobleme beruhen mit den technischen Mitteln die vorhanden und sofort ausbaufähig sind allein auf Denk-und Innovationsverweigerung!
Wir haben im Prinzip alles – und alle Chancen! Wir müssten nur ernst machen mit einem ernsthaften Umweltbegriff! Wer kennt nicht das Wort von "alles hängt mit allem zusammen"? Ist das nur gefällige Umwelt-Prosaik? Oder lässt sich das auch ernsthaft und wissenschaftlich befragen, zum Beispiel nach der Komplexität und Komplementarität der Lebenskräfte unserer Erde? Hätten wir nicht allen Grund, uns, wie die deutsche Sprache ebenso altbacken als auch so eigenartig zukunftsweisend mit 'Ins Benehmen setzen' zu benennen weiß, mit der "Mitwelt" ins Benehmen zu setzen? Sollten wir nicht endlich ganz andere Ideen fassen als den ganzen Ideen-Plunder von Rohstoffkriegen, 'territorialer Integrität', 'europäischer Armee' und ähnlichem Schutt und Schrott, der das Denken immer wieder und immer noch so krankhaft normal bestimmt?
Oder anders gefragt: Wie lange kann oder soll die Welt noch warten, bis die Menschen darauf kommen, dass sie auf einem prinzipiell mit allem versorgtem Planeten (und in Bezug auf "Mutter Erde" eher "Planetin" zu nennen) in einem offenen Kräfte-Kosmos leben? Wäre in der Richtung nicht das eigentlich Wichtige unserer Zeit zu erkennen? Etwas, das uns miteinander zu buchstäblich grenzenloser Lebensbegeisterung, mitsamt einer daraus erwachsenden ganz anderen Teilhabe-Kultur und Politik, anleitet? Könnte man am 4. Gedenktag von Fukushima auch mal darüber nachdenken? Also mehr denken über die offenen Potentialitäten des Materie-Lebendigen, denn über die Energie-Todesfracht in den 'Kernbrennstoffen' und 'Sprengköpfen'.


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